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Juan Manuel Díaz Burgos

La Habana - visión interior

 

19.Juli - 5. September 2003

 

Fotografen lieben Kuba. Es heißt, Havanna existiere eigentlich gar nicht mehr wirklich, sondern sei nur noch für die Blicke von außen da. Eine leere Hülle, ein Bühnenbild mit zerbröckelnder Kolonialarchitektur und zerbeulten Limousinen, vor dem die Kubaner zur Freude der Fotografen die Performance ihrer "Kubanität" aufführen. Man mag sie eigentlich gar nicht mehr sehen, all diese bunten Bilder vom lebendig improvisierten Alltag, von der vermeintlichen Vitalität der gebeutelten Kubaner, die den Widrigkeiten ihrer Lebensumstände mit fröhlicher Laune begegnen - immer zum Feiern, zum Lachen, zum Tanzen aufgelegt, sexy und unwiderstehlich. Die Topoi der Tropen: Kuba scheint die Klischees perfekt zu befriedigen, und zahlreiche internationale Fotografen danken es Land und Leuten mit entsprechendem Output an Bildmaterial.

 

Auch Juan Manuel Díaz Burgos reist seit über zehn Jahren regelmäßig nach Kuba (und in andere Länder Lateinamerikas). Allerdings bringt der spanische Fotograf von dort Aufnahmen mit, die sich bemerkenswert von den üblichen motivischen Standards unterscheiden. Díaz Burgos sucht nicht nach dem "Typischen", sondern nach dem Alltäglichen, greift also nicht die offenkundigen und oberflächlichen Reize des Fremden ab, sondern versucht, die dahinter liegenden Strukturen zu erfassen.

 

Nachdem er 1996 seine Studie über die Uferpromenade El Malecón, das "große Sofa" von Havanna, beendet hatte, widmete er sich in den folgenden Jahren den Innenansichten der Stadt. "La Habana – visión interior" ist das bislang wohl interessanteste fotografische Projekt von Díaz Burgos. Mit der Kamera blickte er in Orte hinter der "kubanischen Fassade", an denen sich das alltägliche, intime Leben abspielt: in Hinterhöfe, Treppenhäuser, Patios, Wohnzimmer und Küchen. Dabei gelangen ihn nicht nur äußerst intime und erzählerisch dichte, sondern auch ästhetisch hochkomplexe Bildkompositionen. Auf der Schwelle zwischen Innen und Außen stehend, hat der Fotograf das Leben im Inneren der Häuser beobachtet, wobei er eine eigentümliche Sphäre privater Öffentlichkeit entdeckte. Festgehalten hat er häusliche Szenen von lebendiger Authentizität, momenthafte Konstellationen im kontrastreichen Spiel von Licht und Schatten.

 

Juan Manuel Díaz Burgos

geb. 1951 in Cartagena, Spanien

Technischer Professor am Institut Politécnico, Cartagena

Seit 2001 Leiter des Centro Histórico Fotográfico de la Región de Murcia (CEHIFORM), Cartagena

Díaz Burgos arbeitet für Verlage, Presse und realisiert eigene Projekte. In Schwarzweiß widmet er sich u.a. den Themen Landschaft (Serie „Realidad o ficción“, 1988), Akt (Serie „Piel canela“, 1996) und im Rahmen zahlreicher Reisen mit Schwerpunkt Lateinamerika dem Alltagsleben der Menschen verschiedener Länder (u.a. „El Malecón de La Habana“, 1996) sowie kulturellen Zeugnissen der Zapoteken und Maya-Indianer in Mexiko.

 

Ausstellungen (Auswahl): Über 60 Einzelausstellungen, u.a. Casa de América, Galería El Coleccionista y Real Sociedad Fotográfica, Madrid; FNAC, Barcelona; Museu de la Ciutat y Galería Railowsky, Valencia; Palacio del Almudí, Sala de San Esteban und Palacio Arzobispal, Murcia; Instituto de Artes Plásticas und Centro Cultural Español, Santo Domingo, Dominikanische Republik; Instituto Gaudí de Lima und Capilla de San Bernardo, Cuzco, Perú; E´space Sophenisbe, Tunis; Escuela Nacional de Fotografía, Buenos Aires, Argentinien; Fototeca und Casa de las Américas, La Habana, Cuba. Teilnahme an über 50 Gruppenausstellungen.

 

Publikationen (Auswahl): Retratos 1983-87, 1987; Camino del Inca, 1991; Historias de playa, 1993; Estampas de la Memoria, 1994; Raíz de Sueños, 1995; Piel Canela, 1996; Malecón de la Habana. El gran sofá, 1996; Monographie, Nummer 39 der Reihe “Biblioteca de Fotógrafos Españoles”, PHotoBolsillo, 2002; La Habana - Visión Interior, 2002; Al Fondo, El Mar - Cartagenas y Cartagos del Mundo, 2002.

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