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Manfred Paul: Stehende Zeit

Schwarzweiß-Fotografien 1972-2011

 

7. Juni - 5. Juli 2015

 

 

Mit der Ausstellung "Manfred Paul: Stehende Zeit. Schwarzweiß-Fotografien 1972-2011" präsentiert das Forum für Fotografie eine Auswahl an Fotografien aus den Werkzyklen „Stadtlandschaft“, „Porträt“ und „Stillleben“ dieses herausragenden, jedoch weniger bekannten deutschen Fotokünstlers. Gezeigt wird die Ostberliner Stadtlandschaft des unsanierten Prenzlauer Berg der siebziger und achtziger Jahre, Porträts junger Erwachsener aus dieser Zeit sowie Stillleben, die zwischen 1983-1985 entstanden sind.

 

 

Die Berliner Stadtansichten Manfred Pauls erlauben einen unverstellten Blick auf eine vergangene Zeit aus dem Ostteil Berlins. So werden wir nicht nur Zeugen des Berlins der damaligen Jahre, sondern auch einer ungewöhnlichen, stillen und quasi entrückten Atmosphäre, die Paul in seinen Bildern vermittelt. In seinem zurückhaltenden und sensiblen Blick auf die oft menschenleeren und eher ärmlich wirkenden Straßenzüge und Hinterhöfe gelingt Paul ein Balanceakt zwischen Melancholie und kraftvoller Schönheit. Es sind die leisen poetischen Spuren, die vergessenen Winkel, das Abseitige und Versunkene, denen Paul nachspürt. Meisterhaft gelingt es ihm, der Tristesse einen stillen Glanz und besonderen Charme zu verleihen. Es ist nicht so sehr der dokumentarische Blick, der sich hier aufdrängt, sondern der Spürsinn des Poeten, der auf den Moment warten kann, in dem das Besondere im Einfachen aufleuchtet.

 

 

Die Fähigkeit, die einfachen Dinge zum Sprechen zu bringen, wird in seinen Stillleben zur höchsten Verfeinerung geführt. Das Spiel mit der Einfachheit der Bildobjekte und der Kargheit des atmosphärischen Ausdrucks bildet die Rahmenbedingungen für die subtile, spannungsgeladene Bildkonstruktion.

 

 

In seinen Porträts thematisiert Paul die sensible Herangehensweise an seine Sujets als Sich-Einlassen und unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. Auch hier geht es weniger um das dokumentarische Detail, eher um die kraftvolle, intensive Übersetzung von Gefühlszuständen.

 

 

Manfred Paul, 1942 in Schraplau (DDR) geboren, arbeitete zunächst als Fotolaborant, bevor er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) Fotografie und an der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg (HFF) studierte. Von 1974 bis 1994 war Paul Dozent für Fotografie an der Fachschule für Werbung und Gestaltung (FWG) Berlin, zwischen 1995 und 2007 lehrte er als Professor für Fotografie und audiovisuelle Medien an der FHTW Berlin. Lehraufträge führten ihn an die HFF Babelsberg (1973/74), die HGB Leipzig (1991/92, 2006), die Hochschule für Bildende Künste Dresden (1993-1995) sowie an die Hochschule für Fernsehen und Film München (1995). Manfred Paul lebt in Berlin. Seine Ausstellungstätigkeit als freischaffender Bildjournalist im In-und Ausland wird flankiert von zahlreichen Publikationen und Editionen. Die Werke von Paul befinden sich u. a. in den Sammlungen Berlinische Galerie, Kupferstich-Kabinett Dresden, Museum Ludwig Köln, Musée de l’Elysée Lausanne, MoMA New York, Bibliothèque Nationale de France Paris sowie in weiteren privaten und öffentlichen Sammlungen.

 

 

 

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