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Harald Fuchs

Hybrid-Kontroverse

 

24. August - 30. August 2008

 

 

Harald Fuchs ist bekannt für seine komplexen, auf Historie und Wissenschaftsgeschichte Bezug nehmenden Themenstellungen, die er innerhalb raumgreifender Medieninstallationen künstlerisch verarbeitet. Vorlage für seine neueste Arbeit "Hybrid-Kontroverse", die Fuchs für das Forum für Fotografie konzipiert hat, ist eine Reihe von historischen Dokumenten, darunter der Brief von A. Einstein an den amerikanischen Präsidenten F.D. Roosevelt, in dem er ihn über die Gefahren des in naher Zukunft möglichen Einsatzes von Atombomben unterrichtet. Diesem Brief gegenübergestellt wird ein Brief von Otto Hahn (das Dokument wird in einem Filmausschniitt präsentiert), in dem dieser (selbst-)kritisch auf die verheerenden Auswirkungen der Nuklearwaffen zurückblickt.

 

Weitere, von Fuchs recherchierte historische Vorlagen und z.T. zufällig gefundene fotografische Dokumente sind in seine Installation "Tabula rasa: der kontaminierte Blick" eingeflossen. Auch diese, durch sich verschränkende und überlagernde Projektionen gekennzeichnete Installation, die zum Ausgangsmotiv das ehemalige Arbeitszimmer Hitlers auf dem Obersalzberg hat, lädt den Betrachter ein, über den Lauf der Geschichte, ihre Unabwendbarkeit und die Manipulierbarkeit unseres Blickes zu reflektieren.

 

In der interaktiven, räumlich-körperlichen Auseinandersetzung mit Fuchs’ Realitätscollagen soll dem "kontaminierten Blick" nachgespürt werden. Indem unsere Schattenbilder automatisch mit den projizierten Szenerien verschmelzen, wird das Vergangene, Verschüttete in unsere Lebensrealität geradezu hineingeholt, rückprojiziert. Verstärkt wird der Effekt der Vergegenwärtigung noch durch die Beisteuerung von akustischem Material.

 

Fuchs rührt mit seiner künstlerischen Analyse an die fundamentale Frage, wie die uns medial vermittelte Realität zu interpretieren und zu kontrollieren sei und wie mit dem Blick auf das Vergangene Einsichten vermittelt werden könnten zur noch möglichen Organisation unserer immer undurchsichtiger werdenden Lebensrealität.

 

Zu seiner Arbeit "Hybrid-Kontroverse" schreibt Fuchs: "Meine gesamten künstlerischen Arbeiten bauen immer wieder auf der Erkenntnis auf, dass wissenschaftliche Ergebnisse, u.a. auf dem Gebiet der Atomphysik, unsere Sicht auf die Welt und die Wahrnehmung dessen, was wir als Wirklichkeit bezeichnen, grundlegend verändert haben und weiter verändern. Die naturwissenschaftlichen Theorien und die daraus resultierenden Bildwelten sind für mich visueller und inhaltlicher Reiz für eigene Bilderfindungen und raumgreifende Installationen. [...] Ich untersuche in meinen Arbeiten die unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Erkenntnismodelle sowie die Beziehungen zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt, der Physik und der Metaphysik, und den verschiedenen parallel existierenden Realitäten.
Der verheerende Brief von Albert Einstein ist für mich ein Zeugnis und ein Symbol zugleich für die Janusköpfigkeit der Wissenschaft an sich und der Wissenschaftler im besonderen. Zeigt er doch die Zwiespältigkeit naturwissenschaftlicher Entdeckungen und gleichzeitig die Macht und die Ohnmacht ihrer Entdecker."

 

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