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Mit distanz ganz nah.

der fotograf norbert bunge

 

9. März - 6. April 2019

 

 

Berlin, Berlin in El Salvador, Berlin in Maryland, Rom, El Salvador, Istanbul, Damaskus, London, Macao, New York, Buenos Aires, Windhoek, Havanna, Paris, Hongkong - der Fotograf Norbert Bunge, geboren 1941 in Berlin, war anscheinend überall in der Welt. Als Fotograf. Als Filmemacher.

 

Das Forum für Fotografie, Köln, widmet dem fotografischen Werk von Norbert Bunge ab dem 9. März 2019 erstmals eine große Ausstellung außerhalb von Berlin.

 

Als Fotograf arbeitete Norbert Bunge ausschließlich mit (analogem) Schwarzweiß-Negativmaterial. Er ist ein Vertreter der concerned photography, die die Welt nicht bloß dokumentarisch, sondern mit einem zusätzlichen Fokus auf Menschen in ihrem sozialen und geographischen Umfeld abbildet.

 

Als Dokumentarfilmer war Norbert Bunge zunächst für das deutsche Fernsehen unterwegs, später drehte er Autorenfilme über bis dahin unbekannte biografische Details von Künstlern wie Berthold Brecht, Peter Weiss, Tom Heartfield, Fritz Cremer, Käthe Kollwitz und Georg Grosz. Sein letzter Dokumentarfilm entstand in Massachusetts, USA, über den Fotografen Clemens Kalischer. „Mit Distanz ganz nah“: Der Titel dieses letzten Films beschreibt die grundsätzliche Arbeitstechnik von Norbert Bunge, einerseits mit der Kamera größtmögliche Nähe zu suchen, andererseits aber genug Distanz für dokumentarische Neutralität und den würdevollen Umgang mit Menschen zu belassen.

 

In seinen Bildern bekennt sich Bunge zu der Herkunft aus der klassischen Schwarzweißfotografie und demonstriert mit handwerklicher Präzision kunstvolle Bildkompositionen. Die Ausstellung verweigert jeglichen Blick auf politische Klischees oder Postkartenansichten. Immer wieder überrascht es zu sehen, wie es Bunge mit aufmerksamer Beobachtung gelingt, eine Bildsprache zu entwickeln, die inspirierende Momente und situative Zufälle zu kunstvollen Bildern zusammenfügt. Es mag sein, dass seine Ausbildung als Kameramann ihm darin zugutekam, in der Lage zu sein, sehr schnell und präzise die Schlüsselszenen von Ereignissen zu erfassen. Doch während die Filmkamera gezwungen ist, mit immer neuen Bildern und Perspektiven zu arbeiten, illustrieren die Fotografien Bunges das wohl hervorragendste Vermächtnis der Fotografie, nämlich die Zeit zu verlangsamen, ja sogar für einen Moment anhalten zu können.

 

Es gab jahrzehntelange, enge Freundschaften zwischen Bunge und vielen Künstlern, einerseits aus der Umgebung von Berlin, andererseits aus dem internationalen künstlerischen Kommunikationsraum. So liegt es nahe, in der Ausstellung auch nicht auf jene Fotografien zu verzichten, die dem fotografischen Porträt und den persönlichen Begegnungen gewidmet sind. Unter anderem belegen Porträts von Will McBride in Berlin und Casoli (Italien), Ara Güler in Istanbul, Robert Frank in Nova Scotia (Kanada) und René Burri in Paris, wie eng Bunge mit der weltweiten „Familie der Fotografen“ verbunden war. Hier ist es offensichtlich zu wunderbaren Bereicherungen im Leben von Norbert Bunge gekommen, die sich im hohen inhaltlichen und bildkompositorischen Niveau seines fotografischen Lebenswerkes niedergeschlagen haben.

Das Forum für Fotografie freut sich, das zwischen 1962 und 2015 entstandene fotografische Werk von Norbert Bunge in einer über hundert Fotografien umfassenden Retrospektive einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können.

 

VITA Norbert Bunge

 

1941 Geboren in Berlin

1943 Evakuierung der Familie während des Krieges nach Klötze, Altmark

1947 Rückkehr nach Berlin, erste Schuljahre in Ostberlin

1951 Übersiedlung nach West-Berlin

1959 Laborhilfe bei dem Charlottenburger Fotografen Bruno Schuch

1960 Volontär beim Fernsehen des Senders Freies Berlin

1961 Kameraassistent bei der Fernsehgesellschaft der Berliner Tageszeitungen

1962 Zunächst Kameraassistent und dann Kameramann im Berliner Studio des Zweiten

Deutschen Fernsehens (ZDF)

1962 Beginn der nebenberuflichen Tätigkeit als Fotograf, Veröffent¬lichungen in

Buchverlagen, Tageszeitungen und Magazinen,unter anderem in »Publik visuell«,

»Spontan«, »Quick«, »Merian«, »Der Spiegel«,

1970 Freiberuflicher Kameramann und Dokumentarfilmemacher, Produktion von

Kurzfilmen und langen Dokumentarfilmen für Fernsehen und Kino, Teilnahme an

Internationalen Filmfestivals, zahlreiche Preise

1996 Gründung der Galerie »argus fotokunst« in Berlin Mitte

1969 bis heute Präsentation von mehr als 120 Ausstellungen deutscher und internationaler

Fotografinnen und Fotografen in der Galerie argus fotokunst,

Ausstellungskurator und Herausgeber von Fotobüchern,

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh)

2000 bis heute Aufarbeitung des eigenen umfangreichen Archivs mit Fotografien aus fünf

Kontinenten

2006 „Nebenan und anderswo, Fotografien von Norbert Bunge“, Galerie Otto Nagel, Berlin,

Ausstellung mit Katalog

 

Alle Fotos © Norbert Bunge

 

 

 

 

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