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Georg Stefan Troller

Ein Traum von Paris

 

2. Mai - 26. Mai 2018

 

Vernissage und Lesung: Mittwoch, 2. Mai um 19:00 Uhr

Abendkasse (ab 18:00): 10 Euro

 

 

Georg Stefan Troller, geboren 1921 in Wien, ist Autor, Fernsehjournalist, Regisseur und Filmemacher. Dem deutschen Publikum ist er vor allem bekannt durch das inzwischen legendäre, in den sechziger Jahren vom ARD gesendete Pariser Journal und der TV-Sendereihe Personenbeschreibung, die er als Sonderkorrespondent des ZDF in Paris leitete und die im Bereich des Inter-views stilbildend wirkte.

 

Stets hatte Troller den Anspruch, Leute dazu zu bringen, etwas von sich preiszugeben, was sie entweder so noch nicht wussten oder geschickt verdrängt oder verborgen hatten. Mit dem Äußeren eines exzentrischen Großwildjägers und Haudegens und der zugleich bescheidenen wie nachforschenden, vom wienerischem Einschlag geprägten gewinnenden Art, gelang es ihm immer wieder, die persönlichen Geheimnisse der Interviewten ans Tageslicht zu befördern.

 

Seine dokumentarischen Filme sind von großer Lebensneugier und ironischem Humor geprägte Streifzüge durch das Paris der Dichter, Arbeiter, Schriftsteller, Filmstars, Marktfrauen und Intellektuellen. Wie durch ein Kaleidoskop schaute der deutsche Fernsehzuschauer der Sechzigerjahre mit dem Kulturvermittler Troller auf die Lebensrealitäten der französischen Metropole und durfte aus diesem Blickwinkel am französischen Flair und Esprit der Grande Nation teilhaben.

 

Auch als Buchautor hat sich Troller, seit 1949 in Paris ansässig, immer wieder mit seiner Wahlheimat auseinandergesetzt. Die Texte wirken nicht selten wie Miniaturen und Portraits der Lebenswelt der kleinen Leute in „verwinkelten Quartieren, in denen Altes und Neues, Erhabenes und Gemeines, Pikfeines und Verlottertes sich vermischen und ineinander übergehen.“

 

Unbekannt ist dabei die Tatsache geblieben, dass Troller bereits Anfang der Fünfzigerjahre diese heute weitgehend verlorene der Welt des petit peuple mit einer Leica fotografisch dokumentiert hat. Erst 2016 fand seine Tochter diese von ihm selbst verschollen geglaubten Fotografien in seiner alten Pariser Wohnung wieder.

Das Forum für Fotografie zeigt nun diese Aufnahmen und macht sie zum ersten Mal im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich.

 

Im Corso Verlag Wiesbaden erschienen 2017 Texte von Georg Stefan Troller aus der damaligen Zeit zusammen mit den wiedergefundenen Schwarzweiß- Fotografien unter dem Titel "Ein Traum von Paris". In seinem Vorwort dazu schreibt Troller rückblickend:

Ich zog also los, zeitweise jeden einzelnen Sonntag, und manchmal erst spät am Abend. In der Hand die Kamera, den Lichtmesser um den Hals, und in der Tasche einen faltbaren Pariser Straßenplan. In diesen trug ich nach und nach die Stadtviertel ein, in die ich zunächst vorzudringen hoffte. Etwa die Gegend um die Seineufer - das historische Zentrum - das Marais-Ghetto - die Markt-straßen um die Rue Mouffetard - die ‚Wachtelinsel‘ (butte aux cailles) bei den Gobelins - die Place Clichy und die Boulevards am Fuß des Montmartre, mit ihren grotesken Jahrmarktbuden. Ja, und schließlich, und am längsten, die verlorenen, verborgenen Straßen und Gässchen des Pariser Ostens zwischen dem Park ‚Butte Chaumont‘ und dem Friedhof ‚Père Lachaise‘, eine Welt für sich. Und eine, die im Begriff war, zu verschwinden.“

 

Tatsächlich entführt uns Troller in seinen Fotografien in eine verwunschene Welt, in der die damalige Weltmetropole in Teilen noch dem Erscheinungsbild des 19. Jahrhunderts verhaftet scheint.

Hier fotografiert einer, der vollkommen in seinem Sujet aufgeht und mit ganzer Leidenschaft das urbane Umfeld des damaligen Stadtproletariats sucht und findet, die chaotischen Hinterhöfe, die ruinösen Fassaden, die selbstbewussten Charakterköpfe und spielenden Kindern, die Katzen, der Schmutz und die langen Schatten. Er ist getrieben von dem Wunsch, den Charakter und das Flair dieser untergehenden Welt der kleinen Leute zu be-greifen, die aus ihren ursprünglichen Quartiers immer mehr in die Vorstädte verdrängt werden.

 

Durch Trollers Texte und Fotografien wird uns für kurze Zeit die Illusion ge-schenkt, an dieser von ihm erlebten Nähe zu den verschlossenen und ver-träumten Mikrokosmen der französischen Metropole teilzuhaben. Wir dürfen daher im Rahmen der Lesung gespannt sein, wie es Georg Stefan Troller gelingen wird, aus seinem literarischen und fotografischen Blickwinkel ein Paris heraufzubeschwören, das in der Nachkriegszeit wohl wenigen so vertraut war wie ihm.

 

 

Die Ausstellung wurde in Kooperation mit Norbert Bunge - Galerie argus foto-kunst Berlin vorbereitet. Parallel findet in Berlin eine Lesung und eine Ausstellungseröffnung von Georg Stefan Troller statt: am Donnerstag, dem 3. Mai um 18:00 Uhr. Ausstellungsdauer in Berlin bis 4.4. bis 23.6.2018

 

Copyright für alle Fotografien: Georg Stefan Troller

 

 

 

 

 

 

 

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