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Jim Goldberg

Rich and Poor / Open See

 

8. Mai - 20. Juni 2010

 

 

"We all say things that would sound frightfully honest if condensed and frozen within the context of a still image." (Jim Goldberg)


Jim Goldbergs fotodokumentarisches Projekt Rich and Poor gehört heute zu den herausragenden Meilensteinen der zeitgenössischen Fotogeschichte. Das Forum für Fotografie zeigt eine Auswahl aus dieser bahnbrechenden Fotoserie, die zwischen 1977 und 1985 entstanden ist und zum ersten Mal 1984 im New Yorker Museum of Modern Art in der Ausstellung Three Americans gezeigt wurde.

 

Rich and Poor ist der eindringliche Blick auf das Amerika der achtziger Jahre mit seinen Mythen, Klischees, Wunschvorstellungen und Hoffnungen. Es ist ein Blick auf Arm und Reich - auf das Selbstverständnis und den Stolz der Elite wie auf die Ängste und enttäuschten Erwartungen der kleinen Leute; ein Blick auch auf die zum Teil modellhaft wirkenden Lebensentwürfe der älteren Generation wie die Mythen und Hoffnungen der jüngeren Generation. Der eminent persönliche Charakter dieses dokumentarisch-erzählerischen Fotoprojekts resultiert aus Goldbergs experimentellem, medienübergreifendem Umgang mit der Fotografie, der für sein gesamtes künstlerisches Oeuvre kennzeichnend werden sollte.

 

Die im Rahmen ihres privaten Lebensumfeldes porträtierten Personen wurden eingeladen, bei der Bildentstehung aktiv mitzuwirken und das Arrangement zu beeinflussen. Darüber hinaus wurden sie vom Künstler aufgefordert, ihr einmal gedrucktes Fotoporträt mit ihren eigenen Gedanken handschriftlich zu ergänzen und zu kommentieren. Die durch dieses biografische Element gleichsam angereicherte Authentizität der Porträts birgt dabei zum einen die Gefahr der Verengung des Blicks auf sozialkritische Aspekte, erweitert jedoch andererseits das rein Abbildhafte um eine psychologisch-biografische Dimension, die sonst unerschlossen bliebe.

 

Die Kunst von Goldbergs psychografischer Foto-Text-Collage besteht trotz aller zum Teil auch schockierenden Direktheit in dem sensibel ausbalancierten Gleichgewicht von Offenbarung und Respekt. Hier kommt das kooperative Element der Porträts zum Tragen: Indem die Protagonisten "mitspielen", legitimieren sie im gleichen Zuge auch die so entwaffnend wirkende Offenlegung ihrer Intimität. Die so entstandenen Arbeiten tragen daher einen durchgehend versöhnlichen Charakter, der ein gegenseitiges Einverständnis und Vertrauen des Künstlers mit seinem Gegenüber voraussetzt und Goldbergs Maxime überzeugend zum Ausdruck bringt: "I really feel like intimacy and trust are the guide to my work."

 

Ergänzend zur Serie Rich and Poor präsentiert das Forum für Fotografie neuere Arbeiten von Jim Goldberg, die im Stil einer bewegten Bildcollage zahlreiche Protagonisten seiner jüngsten, groß angelegten Arbeit Open See portraitieren. Dabei handelt es sich vor allem um die Opfer der weltweiten Krisen, um Kriegsflüchtlinge, Opfer von Armut, Ausbeutung und Rassismus. Die Aufnahmen sind in Ländern wie Indien, Kongo, Senegal und Ukraine entstanden.

 

Thomas Appel

 

 

Jim Goldberg wird 1953 in New Haven, Connecticut, geboren. Er schließt 1975 seine Studien mit dem Bachelor of Arts (Interdisciplinary in Photography and Education) an der Western Washington University und 1979 mit dem Master of Fine Arts (Fotografie) am San Francisco Art Institute ab. Seit 2006 ist Goldberg Vollmitglied der Fotoagentur MAGNUM und lehrt als Professor für Kunst am California College of Arts and Crafts.

 

Eine herausragende Stellung erlangt hat Goldberg durch seine Fotobücher, Mutimedia-Ausstellungen und Videoinstallationen. Angefangen mit der Serie Rich and Poor (1977-1985) hat er eine Form der narrativen Fotografie gefunden, die Bild und Text kombiniert. Seine Themen sind vor allem die Befindlichkeiten der Armen und Schwachen der amerikanischen Gesellschaft: So sind in Raised by Wolves (1985-1995) Straßenjugendliche in Los Angeles und San Francisco seine Protagonisten.

 

Seit drei Jahrzenten wird Goldbergs Werk weltweit gezeigt, von führenden amerikanischen Museen gesammelt und ausgezeichnet. 2007 erhält er den Henry Cartier-Bresson Award für das Projekt The New Europeans. Vertreten wird der in San Francisco lebende Künstler durch die Galerien Pace/McGill in New York, Stephen Wirtz in San Francisco und MAGNUM in Paris.

 

Das Ausstellungsprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Magnum Gallery, Paris und der Galerie Thomas Zander, Köln realisiert.

 

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