UTOPIE UND WIRKLICHKEITOstdeutsche Fotografie 1956 bis 1989
20. November - 06. März 2005
Angesichts der umfangreichen und überraschend vielgestaltigen Werkbreite der Fotoszene Ostdeutschlands ist es 15 Jahre nach der Wende lohnend, eine breitgefächerte Auswahl von Fotografien der DDR-Zeit zu zeigen. Eine solche Ausstellung gewinnt über das Sujet Fotografie hinaus an Bedeutung, weil sie der Öffentlichkeit allgemeines Anschauungsmaterial anbietet, sich auch mit anderen Aspekten der DDR Kultur auseinanderzusetzen.
Die Aufgeregtheiten unmittelbar nach der Zeit der Wiedervereinigung sind abgeflacht und es besteht, obwohl an diesem Thema noch mancher sein politisches Süppchen kocht, die Chance, sich unbefangener mit der Geschichte Ostdeutschlands zu beschäftigen. So gibt es, soll die DDR Zeit nicht im Bewusstsein der Öffentlichkeit mit fragwürdigen politischen Folgen verdrängt werden, einen großen Nachholbedarf an Informationen über diesen Zeitraum. Dies gilt auch für die öffentliche Kunstdiskussion und die wissenschaftliche Bearbeitung der Kultur und insbesondere für deren Stiefkind, die Fotografie.
Der historische Abstand zur DDR ist zwar noch nicht groß genug, um kunst- und geschichtswissenschaftliche Positionen zu diesem Thema mit ausreichender methodischer Sorgfalt zu erarbeiten. Da Erinnerungen durch ihre eigengesetzliche Konstruktivität verfälscht werden und durch ganz banale biologische Alterungsprozesse verlöschen, besteht die Gefahr, dass viele Menschen, die die DDR-Fotografie wesentlich geprägt haben, für die Befragung nach diesem Zeitraum bald nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Darüber hinaus hat der Kunstmarkt in den letzten Jahren seine Interessen an der Vermarktung dieser Fotografie angemeldet, sodass auf Grund der Gesetzmäßigkeiten des Handels nun die übliche Verzerrung von fotografischen Gesamtwerken zu engramatisch geprägten, marktgängigen Einzelbildikonen einsetzen wird.
Es ist an der Zeit, die Aufmerksamkeit auf diese Fotografie zu lenken, obwohl eine kunstgeschichtliche Darstellung mit zuverlässiger methodischer Aufarbeitung eines größeren historischen Abstands bedürfte. Ob es überhaupt jemals zu einer repräsentativen Ausstellung der Fotografie der DDR-Zeit kommen wird, ist angesichts leerer Haushaltskassen und eines zunehmend oberflächlicher werdenden Kulturbetriebs gar nicht so sicher. Auch ob eine ausreichend sorgfältige wissenschaftliche Erarbeitung des Themas wird stattfinden können, erscheint angesichts einer veränderten politischen Interessenlage fraglich.
Aus diesen Gründen habe ich Norbert Bunge, der viele ostdeutsche Fotografen sehr persönlich kennt und in seiner Berliner Galerie nach 1989 systematisch auch die Fotografie Ostdeutschlands ausstellte, gebeten, eine Ausstellung zur Fotografie Ostdeutschlands von 1956 bis 1989 für das Kölner Forum für Fotografie zu kuratieren. Bei der Auswahl der präsentierten Fotografien bestätigte es sich, dass in der DDR die Fotografie freier war als die Literatur und Malerei, da Fotografie von der politischen Führung lediglich als Abbild der Wirklichkeit und nicht als verschlüsselnde Kunstform gesehen wurde. So konnten in der Fotografie viele Bilder sehr privater Innenansichten abseits determinierender politischer Forderungen entstehen. Es schien deshalb sinnvoll, bei der Auswahl der Fotografien auf eine pseudowissenschaftliche Präsentation zu verzichten, hingegen aber den überraschend großen Umfang an Subjektivität und Emotionalität der Fotografie Ostdeutschlands zur DDR Zeit im Zeitraum von 1956 bis 1989 aufzuzeigen.
Künstler
Ursula Arnold Tina Bara Sibylle Bergemann Barbara Bertold-Metselaar Christian Borchert Kurt Buchwald Dieter Demme Arno Fischer Jürgen Graetz Gerhard Gäbler Harald Hauswald Konrad Hoffmeister Stefanie Ketzscher Ute Mahler Werner Mahler Eva Mahn Roger Melis Helga Paris Manfred Paul Evelyn Richter Edith Rimkus-Beseler Günter Rössler Gundula Schulze Eldowy Jim Schütz Uwe Steinberg Katja Worch Ulrich Wüst
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