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RAGNAR AXELSSON – ISLAND HEUTE

MAGNÚS ÓLAFSSON – ISLAND 1907–1937

ALFRED ERHARDT - ISLAND

 

18. November 2005 - 22. Januar 2006

 

 

Die Initiative zum Festival ISLANDBILDER ging ursprünglich von der Alfred-Ehrhardt-Stiftung aus, die das 50-jährige Bestehen der Deutsch-Isländischen Gesellschaft e.V. Köln zum Anlass nahm, dieses Festival anzuregen. Zwischen Alfred Ehrhardt und der Deutsch-Isländischen Gesellschaft besteht ein enger Zusammenhang: 1938 heiratete Alfred Ehrhardt die Tochter des Physikers und Island-Experten Ferdinand Dannemeyer, der in den 1920er Jahren zwei Expeditionen nach Island geleitet hatte. Sie begleitete ihn im gleichen Jahr auf seiner ersten Film- und Fotoexkursion nach Island. Ferdinand Dannmeyer gründete 1950 die Gesellschaft der Freunde Islands e.V. Hamburg, fünf Jahre später folgte die Gründung der Deutsch-Isländischen Gesellschaft e.V. Köln.

 

Mit den Ausstellungen Alfred Ehrhardt, Ragnar Axelsson und Magnús Ólafsson setzt die Alfred-Ehrhardt-Stiftung ihre Reihe der im Frühjahr 2004 begonnenen Doppel-Ausstellungen fort. Die Ausstellung mit Aufnahmen von Alfred Ehrhardt wird in den eigenen Räumlichkeiten gezeigt, während die Alfred-Ehrhardt-Stiftung mit den Ausstellungen Ragnar Axelsson und Magnús Ólafsson im Forum für Fotografie zu Gast ist.

 

Im Unterschied zur ersten Doppel-Ausstellung werden gleich drei zeitlich wie inhaltlich unterschiedliche Positionen gegenübergestellt, die ein jeweils sehr unterschiedliches Bild von Island vermitteln.

 

RAGNAR AXELSSON – ISLAND HEUTE

Ragnar Axelsson (*1958), bekannt unter dem Pseudonym RAX, ist seit Jahren einer der führenden Fotografen Islands. Seit 1976 als Fotojournalist für die größte isländische Zeitung Morgunbladid tätig, wurden seine Fotografien in National Geographic, Time, Life, Stern und Le Figaro publiziert, um nur einige zu nennen. Seine mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Fotografien wurden in Reykjavík, London, Perpignan, Arles, Mailand, Vannes und zuletzt in Berlin und Hamburg gezeigt. RAX ist ein unermüdlicher Reisender, der für ein gutes Foto auch bei Temperaturen von Minus 40° C ausharrt. Seit über 15 Jahren dokumentiert er das bedrohte traditionelle Leben der Menschen in den Nord-Atlantik-Regionen von Island, Grönland und den Färöer Inseln. Im Laufe der Jahre erhielt sein Langzeitprojekt Züge einer soziokulturellen Studie über die schwindende Identität der fernab der Städte lebenden Volksgruppen. In seinen Aufnahmen spiegeln sich die extremen Lebensbedingungen in den vom rauen nordischen Klima gezeichneten Gesichtern der Menschen. Sie sind Fischer, Jäger und Bauern, schweigsame und eigenwillige Menschen, die den Naturelementen und der Landflucht trotzen. RAX’ Verbundenheit mit seinem Land sowie seine profunde Kenntnis der kulturellen Hintergründe sind dieser Arbeit anzumerken. Seine Aufnahmen zeigen, wie sehr die Globalisierung auch in zuvor vollkommen vergessenen Landstrichen um sich greift und Brachland hinterlässt. Es ist Ragnar Axelsson zu verdanken, wenn das traditionelle Leben der Fischer, Jäger und Sammler Islands wenigstens fotografisch der Nachwelt erhalten bleibt.

 

 

MAGNÚS ÓLAFSSON – ISLAND 1907–1937

Magnús Ólafsson (1862–1937) ist einer der größten Pioniere der isländischen Fotografie. Sein Werk, das die Lebensbedingungen einer von technologischem Fortschritt, sozialen Veränderungen und urbanen Entwicklungen geprägten Jahrhunderthälfte beleuchtet, bildet die Grundlage der Sammlungen des Fotomuseum Reykjavík, die diese Aufnahmen als Leihgabe zur Verfügung stellen. Magnús war Ladenbesitzer in Akranes im Westen Islands, als er im Alter von 39 Jahren entschied, sein Hobby zum Beruf zu machen. Er ging nach Kopenhagen, um bei dem führenden dänischen Fotografen Peter Elfelt zu lernen. Anschließend eröffnete er in Reykjavík ein Fotoatelier. Magnús führte die Stereoskopie in Island ein, die dort wie auch auf dem Kontinent die Massen entzückte. Durch ihn gelangte auch die um die Jahrhundertwende aufkommende Panoramafotografie in Island zu großer Popularität. Genauso sind ihm die ersten Luftaufnahmen von Reykjavík zu verdanken. Sein Werk umfasst Dokumentaraufnahmen gesellschaftlicher und politischer Ereignisse, vom Besuch des dänischen Königs 1907 bis zu den Millennium-Feierlichkeiten am Thingvellir 1930. Auch fotografierte er die Fischer im Hafen, Bäckerinnen, Butterverkäuferinnen, Plättlerinnen oder einfach nur die Menschen auf der Straße, aber auch das Leben der Bauern, Schafzüchter und Stockfischproduzenten außerhalb der Hauptstadt. Sein Blick auf die Vertreter aller gesellschaftlichen Schichten, sein Porträtstil sowie seine herausragende Bedeutung für die isländische Fotografiegeschichte legen den Vergleich mit August Sander nahe. Ähnlich Ragnar Axelssons Werk stellen Magnús Ólafssons Aufnahmen unschätzbare Dokumente für die isländische Geschichtsschreibung dar.

 

Parallel findet in der Alfred Ehrhardt Stiftung die Ausstellung statt: ALFRED EHRHARDT – ISLAND IN FOTOGRAFIE UND FILM 1938 - In Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum Island, Reykjavík.

 

ALFRED EHRHARDT – ISLAND IN FOTOGRAFIE UND FILM 1938

Nachdem der Fotograf und Kulturfilmer Alfred Ehrhardt (1901–1984) 1936 die dreijährige Arbeit an seinen ersten und heute bekanntesten Fotozyklen "Das Watt" und "Die Kurische Nehrung" abgeschlossen hatte, stand für ihn bereits sein nächstes Ziel fest: Island. Seine Suche nach den elementaren Naturkräften einer vom Menschen unberührten "Urlandschaft" führte ihn 1938 auf seine erste, zweimonatige Foto- und Filmexkursion nach Island, wo er sich Einblick in den Vorgang der Weltentstehung erhoffte. Ein Jahr später veröffentlichte er seine Aufnahmen in einem Fotobuch, und 1941 wurde sein 15-minütiger Kulturfilm "Nordische Urwelt" uraufgeführt. Ehrhardts streng reduzierte Kompositionen vermitteln seinen naturreligiös geprägten Eindruck, dass der Mensch lediglich ein Teil der überwältigenden, zeitlosen Natur ist. Er zeichnet ein Bild von Stille, Einsamkeit, Weite und Erhabenheit. Kaum eine Spur des Menschen: kein Foto von Reykjavík oder von typischen isländischen Betätigungen wie dem Kabeljaufang, das Bad in heißen Quellen oder die Schafzucht, nur selten Aufnahmen von ländlichen Behausungen oder verfallenen Bauernhöfen - dahingegen ergänzt er den landschaftlichen Gesamteindruck durch nahsichtige Detailaufnahmen von Gesteinsformationen, Kalksinterablagerungen oder Schlammcraqueluren. In diesen abstrakten Strukturstudien offenbart sich seine Schulung am Bauhaus Dessau bei Josef Albers. Neben der Präsentation der Fotografien wird der Film "Nordische Urwelt" in der Alfred-Ehrhardt-Stiftung im Fernsehformat gezeigt, während er im Kölner Filmhaus auf der Kino-Leinwand im Original-Format zu sehen sein wird. In Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum Island, das die Ausstellung im Sommer 2006 zeigen wird, erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag.

 

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