7-h.f.-fotoarbeit-242cmx151cm

HaralD Fuchs

Villa M/Rom

 

13. März - 24. April 2021

 

 

 

 

Der Titel der jüngsten Arbeit von Harald Fuchs, "Villa M/Rom", ist eine Chimäre, denn es gibt für die gezeigten Bilder weder eine geographische noch eine architektonische Zuordnungsmöglichkeit. Der Anfangsgedanke, dass die Arbeiten Bilder von Rom oder der Villa Massimo zeigen könnten, verflüchtigt sich schnell und wird durch eine anhaltende erfolglose Suche nach bereits gesehenen und bekannten Bildfragmenten und gewohnten Bildstrukturen verdrängt.

 

Rein technisch gesehen handelt es sich bei den Arbeiten um eine Aufarbeitung von digitalen Datenträgern, die durch Alterung zerstört wurden. In den durch Überlagerung, Löschung und Fragmentierung verlorenen ursprünglichen Bildbotschaften findet der Künstler zeitcharakterisierendes Material zur Fortsetzung seines Werkzyklus über die Vergänglichkeit zeitbasierter Bildprogramme, der thematisch sein Werk dominiert.

 

Harald Fuchs demonstriert mit seiner künstlerischen Arbeit, dass Wahrnehmung, Bildinformation und semantische Struktur einem hochkomplexen Prozess unterliegen, der in einer schier grenzenlosen Vielfalt biologischer, kultureller und technischer Varianten als Resultat Bilder entstehen lässt, die Zweifel daran nähren, ob sich das Verhältnis zwischen Bild und Wirklichkeit überhaupt noch deckungsgleich oder zumindest realitätsentsprechend interpretieren lässt.

 

Allerdings erkennt man schnell eine zeitliche Zuordnungsmöglichkeit der Bildentstehung. Unverkennbar finden sich digitale Bildstrukturen wie Pixel, Farbbanden, Chromatogramme, Aufzeichnungen von Elektronenschwingungen und magnetischen Interaktionen. Alle diese Bildelemente sind erst durch die digitalen Bildtechniken unserer Zeit ermöglicht worden, in der die Grenzen zwischen atomarer Dimension, Mikrokosmos und den Energieentladungen des Universums wissenschaftlich in Auflösung begriffen sind und noch vor wenigen Jahrzehnten nicht vorstellbar waren.

 

Harald Fuchs wählte für seinen neuen Werkzyklus bevorzugt Bildbausteine aus der Visualisierung von Elektronenschwingungen zerstörter Magnetaufzeichnungsbändern und fügte sie zu neuartigen Bildern zusammen, die lediglich auf dem Boden unserer determinierten Wahrnehmungsprozesse beim Betrachter die vertrauten Vokabeln wie Schönheit und Bildästhetik in Erinnerung rufen.

 

Das Forum für Fotografie, Köln möchte mit der Ausstellung "Harald Fuchs Villa M/Rom" einen Beitrag zur Diskussion über die künstlerische Erweiterung des Mediums Fotografie leisten. Erkenntnistheoretische Veränderungen zeigen angesichts des fortschreitenden Wissens über atomare und virale Mikrostrukturen zunehmend deren großen Einfluss auf eine Vielfalt von bislang unbekannten physikalischen und gesellschaftlichen Prozessen. Diese Themen werden auch in Zukunft bei der künstlerischen Auseinandersetzungen an Bedeutung gewinnen.

 

 

 

 

[nach oben]